Die Nacht nach dem Eröffnungsfest. Wach sein. Meer hören. Energie spüren. Wasser trommelt auf Steine. Platscht in Pfützen. Sich recken und strecken und den Morgen umarmen. Die Wolkenschiffe von gestern sind zu einer Wolkendecke zusammengeschmolzen. Grau, schwer und feucht bedecken sie das Land. Eine warme Dusche begrüßt meine Haut. Schuhe wärmen die Füße. Eine Decke den Rücken. Vom Haus her mischt sich das Geräusch des Staubsaugers in die Farbe der Morgenstille. Scharren und Brummen. Im Fensterrahmen erscheint der Putzlappen. Ich bleibe gelassen unter den Bäumen sitzen. Sauge nichts weg. Wische nichts weg. Nach einem langen tiefen Atemzug stehe ich auf und bringe die alten Hausfrauenmuster zum Kompost. aus "Künstlerinnenglück"2011
Kurz entschlossen fahre ich mit ihr zum buddhistischen Schweigeretreat. Nach einer halbtägigen Fahrt mit Bahn, Bus und Taxi liegt die großzügige Klosteranlage der Franziskanerinnen St. Nicolaasstichting vor uns, breitet sich unter den kahlen hohen Bäumen aus. Deutschland ist auf der anderen Seite der Grenze geblieben. Im "Huize Elisabeth" werden wir freundlich empfangen. Hier findet der siebentägige Retreat statt.Wir nehmen an vier Tagen teil. Vierzig Menschen sind zusammengekommen. Die Struktur ist einfach. Entschleunigung: Sitzen. Stehen. Gehen. Liegen. Bewusst werden, Atem spüren, Körper wahrnehmen. Gewahr sein von Gedanken und Gefühle. Im Meditationsraum hängt das christliche Kreuz an der Wand, daneben steht die goldene kleine Buddha Statue und links davon der Tannenbaum. Die Offenherzigkeit berührt. Morgens gibt es geführte Meditationen, abends einen Vortrag über die Meditationspraxis Vipassana und ein Einzelgespräch mit den Kursleitern im Laufe des Tages. Mir ist die Praxis sehr vertraut und ich gleite in die Stille, atme Ruhe und Weite. Mein Zimmer liegt in der zweiten Etage und zeigt auf das Atrium. Ein Stuhl, ein Tisch, ein Schrank ein Bett bedeckt mit Rosenwäsche, ein Waschbecken. Hier kann sich meine Seele ausbreiten und Flügel bekommen zwischen den Jahren. Über mir höre ich Hüpfen und Trommeln. Entschleunigen ist nicht für jeden einfach. Von der nahen Kapelle ertönt eine helle Glocke. Sie teilt die Stunden in Viertel. Ein dunkler Glockenklang folgt ihr und läutet die Stunden. Neben den stündlichen Meditationseinheiten durchweben drei Mahlzeiten den Tag. Dann versammeln sich alle Teilnehmer im Speissaal, um schweigend ihr Mahl einzunehmen. Rhythmisches Geklapper von Messer, Gabel und Löffel. Nach einiger Zeit quietscht und singt die Tür. Ein Teilnehmer nach dem anderen entschwindet. Gemeinsame in Stille verweilen heilt und erfrischt.
02 Januar 2012
Ein Sirenenlied
Was der Zweibeinige fängt in seinem Netz
ein Fischlein. törichter Fisch. Was trägt der Zweibeinige in sein Haus
ein Fisch
ein toter Fisch Ein Schlag auf den Kopf das Silber geschuppt die Zunge herausgerissen Nun ist es still in der Nacht und der Mond scheint so schön und wir reden von Liebe