03 April 2013

Muse zum Frühlingsanfang


Frühlingsanfang. Vom Schneeregen nass betrete ich das Museum für angewandte Kunst. Mantel und Handschuhe finden ihren Weg in die Garderobe. Der Schirm gesellt sich dazu. Ordnungsgemäß die Eintrittskarte gekauft stehe ich vor einem ausgestellten trockenen Brunnen und lasse den Blick schweifen. Lustwandeln? Ja! Behutsam öffne ich eine Tür und tauche in einen Raum voll Möbel, Bilder und Porzellan. Sie stehen auf  Podesten, hängen an Wänden, sind  postiert in Glasvitrinen. Außer mir ist kein Besucher im Raum. Mein Blick bleibt an einem mit Intarsien versehenen Flügel hängen.  Ich starre ihn an und lache. Jetzt wird gespielt! Die Kamera postiert sich auf der Fensterbank und schaut zu. Ich umkreise das Podest und nehme auf dem unsichtbaren Hocker Platz. Arme breiten sich zu Flügeln aus, Finger berühren die Tasten in der Luft. Saiten erklingen unhörbar. Die Glasvitrinen samt Inhalt erzittern. Was für ein Zauber. Was für eine Freude und Leichtigkeit. Köstlich! Auf dem Höhepunkt des Spiels donnert eine Stimme aus dem Museumslautsprecher: „Das Berühren der Möbel und Gegenstände ist untersagt!“  Kurz darauf erscheint das Museumspersonal. Sie haben den unerhörten Klang des Flügels vernommen. Über mir entdecke ich die Kontrollkamera. Gelassen verbeuge ich mich vor meinem Spielkameraden, umkreise das Podest und lache das Personal an: „Ich habe nichts berührt. “ Der Museumsaufsicht bleibt nur das Klappern der unsichtbaren Handschellen.


  


Photo Arti Köln

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