Frühlingsanfang. Vom Schneeregen
nass betrete ich das Museum für angewandte Kunst. Mantel und Handschuhe finden
ihren Weg in die Garderobe. Der Schirm gesellt sich dazu. Ordnungsgemäß
die Eintrittskarte gekauft stehe ich vor einem
ausgestellten trockenen Brunnen und lasse den Blick schweifen. Lustwandeln? Ja! Behutsam
öffne ich eine Tür und tauche in einen Raum voll Möbel, Bilder
und Porzellan. Sie stehen auf Podesten, hängen
an Wänden, sind postiert in Glasvitrinen.
Außer mir ist kein Besucher im Raum. Mein Blick bleibt an einem mit Intarsien versehenen Flügel hängen. Ich starre ihn an und lache. Jetzt wird gespielt! Die Kamera postiert sich auf der
Fensterbank und schaut zu. Ich umkreise das Podest und nehme auf dem
unsichtbaren Hocker Platz. Arme breiten sich zu Flügeln aus,
Finger berühren die Tasten in der Luft. Saiten erklingen unhörbar. Die
Glasvitrinen samt Inhalt erzittern. Was für ein Zauber. Was für eine Freude und
Leichtigkeit. Köstlich! Auf dem Höhepunkt des Spiels donnert eine Stimme
aus dem Museumslautsprecher: „Das Berühren der Möbel und Gegenstände ist
untersagt!“ Kurz darauf erscheint das Museumspersonal.
Sie haben den unerhörten Klang des Flügels vernommen. Über mir
entdecke ich die Kontrollkamera. Gelassen verbeuge ich mich vor meinem
Spielkameraden, umkreise das Podest und lache das Personal an: „Ich habe nichts
berührt. “ Der Museumsaufsicht bleibt nur das Klappern der unsichtbaren Handschellen.
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Photo Arti Köln |
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