19 August 2011

Die Strafende

Da ist sie immer, die Strafende. Sie hängt im Kleiderschrank an der Stange. Sie sorgt für Ordnung und Sauberkeit. Überall stellt sie Verbotsschilder auf. Regeln, gegen die zu verstoßen Ausschluss bedeutet. Sie verwehrt und unterdrückt das eigene, das absichtslose Spiel. Nie macht sie eine Ausnahme. Eng ist ihr Kleid gestrickt. Sie scheint nur mein Bestes zu wollen und das bekommt sie auch, wenn ich mich mit ihr anlege. Ich hatte mir angewöhnt in eine künstlerische Dunkelkammer zu verschwinden, noch bevor sie mir mit ihren Drohungen aufwartet. Doch jetzt stelle ich ihr ein scharfkantiges Nein entgegen. Ich trage dieses Kleid nicht mehr verehrte Mutter Recht und Schuld. Es ist mir zu eng gestrickt, meine Brüste schmerzen darin und mein Becken verlernt das Wiegen. Auch verschwinde ich nicht mehr in der Dunkelkammer. Zu lang verharrte ich in der Unterwelt. Ich spiele jetzt mit den Freigeistern im Licht. In einer immer wieder neu entstehenden und vergehenden Runde, in der der Ausschluss eingeschlossen ist.
Sie wird mich ungerne gehen lassen, die Strafende. Ich bin ein Prachtstück und nicht leicht zu ersetzen. Doch das Becken ist gefüllt und läuft über zu allen Seiten.