18 August 2011

Roter Saft zwischen den Fingern


















Sonne auf fremder Terrasse. Augustterrasse. Urlaub von den eigenen vier Wänden. Küchenwände, die mir oft beim Schreiben, Nachsinnen und arbeiten zusehen. Ich bewohne für einige Tage den Bauwagen, der bei Freunden im Garten steht. Genieße Landleben. Einfach Dasein. Eine Säge zerteilt die frühe Morgenstille. Kaum ein Vogel stimmt sein Lied an. Nur der Specht hämmert. Die Vögel haben für dieses Jahr ihre Konzertsaison beendet. Nackte Füße berühren die Holzplanken der Terrasse. Das Dach über mir knackt in der Wärme. Hinter den Tannen auf der anderen Seite des Hügels ziehen dicke Wolkenschiffe vorbei. Heute gönnen sie mir ein morgendliches Sonnenbad. Ich bin dankbar. Dankbar für den Raum und die Wärme. Bestaune die Ernte des Jahres innen wie außen. Loslassen im Entspannungsparadies. Es gibt nichts zu tun nur Staunen und Ernten. Ich bin, was ich werden wollte. Künstlerin. Nichtwissend wie die Natur. Mit meinem neuen Gesicht weitergehen. Barfuß laufen auf regennasser Erde. Gras berühren. Brennnesseln spüren, ein Lied auf den Lippen. Wohlgeruch in der Nase. Apfelbäume leuchten in der Sonne schwer beladen mit der Ernte des Jahres. Manche Äste brechen von der Last. Pflaumenduft und Birnengeschmack. Roter Saft zwischen den Fingern. Über das Tal spannt sich ein doppelter Regenbogen.